Versöhnen
„Die Kultur eines Volkes erkennt man daran, wie es mit seinen Toten umgeht."
Der ehemalige französische Präsident Charles de Gaulle hat mit diesem Satz treffend darauf hingewiesen, dass der Umgang mit den Toten etwas mit Würde
zu tun hat. Und nur die Lebenden können stellvertretend für die Würde der Verstorbenen einstehen. Das mutige Eintreten der Lübbenauer Jugendlichen,
die die Grabschändung an dieser Stelle verhindern wollten, war Ausdruck eines solchen Verantwortungsgefühls. Entgegen der Euphorie für eine „bessere“ Gesellschaft nach SED-Ideologie hatten sie den Sinn für Würde nicht verloren, erkannten die kulturelle Verrohung und nannten sie beim Namen.
Es macht fassungslos, dass weit verbreitete Gleichgültigkeit noch immer verhindert diesen rohen Akt als das zu bezeichnen,
was er war: eine Grabschändung. Schändlich war die ideologisch motivierte Zerstörung, pietätlos die Errichtung einer Tanzbühne auf den ehemaligen Gräbern und armselig ist die weiterhin zu hörende Ansicht all dies sei eine reine Parkumgestaltung gewesen.
Die neue Einfriedung des Erb-begräbnisses ist ein sehr guter Anfang, der klar machen kann, dass die Zerstörung des Erbbegräbnisses ein verrohter, kulturloser und würdeloser Akt gewesen ist. So kann es auch eine Versöhnung geben. Eine Versöhnung innerhalb einer Gesellschaft
die ihre Toten würdevoll behandelt ohne Unterschied von Herkunft, Glaube oder politischer Gesinnung.